Dieser geflochtene Untersetzer ist einer von zweien, die ich irgendwann in den 1980er Jahren von einer gemeinsamen Reise mit meiner Mutter aus Afrika mitgebracht habe.
Meine Mutter war Botanikerin und forschte über sukkulente Pflanzen (Mesembryanthemaceae, bei uns als „Mittagsblumen“ bekannt). Sie verbrachte deshalb jedes Frühjahr mehrere Wochen (manchmal Monate) in den afrikanischen Ländern, in denen diese Sukkulenten heimisch sind.
Als Teenager durfte ich meine Mutter gelegentlich auf ihren Reisen begleiten. Dafür bekam ich extra schulfrei außerhalb der regulären Ferienzeiten, weil ich in Afrika (so glaubten meine Eltern) allemal mehr lernen würde als in der Schule.
In meiner Erinnerung sind diese gemeinsamen Reisen mit meiner Mutter quasi meine Farm in Afrika, an die ich bis heute mit großer Nostalgie und tiefer Dankbarkeit zurückdenke.
Wie auch immer: Ob diese Untersetzer aus Südafrika oder aus Kenia stammen, weiß ich nicht mehr.
Als ich 1989 zum Studium nach Marburg ging, nahm ich die beiden Untersetzer mit und nutzte sie regelmäßig für Teekannen, heiße Töpfe und Auflaufformen. Selbstverständlich kamen sie auch mit, als ich 1996 nach Mainz umzog, um dort am Institut für Europäische Geschichte zu arbeiten. In jenen Jahren bewarb ich mich übrigens einmal (vergeblich) auf eine Stelle für Afrikanische Geschichte an der Universität Hannover. Vermutlich in der irrigen Annahme, dass der Besitz zweier afrikanischer Untersetzer ausreichende Qualifikation hätte sein können, obwohl meine Forschungsschwerpunkte immer in Europa gelegen hatten.
Als ich dann 2006 wieder nach Hamburg zog, packte ich die Untersetzer wieder mit ein. Bei diesem letzten Umzug ging einer der beiden Untersetzer verloren, und lange Zeit glaubte ich, ich hätte ihn versehentlich in Zeitungspapier eingeschlagen mit anderen Umzugsabfällen im Papiermüll entsorgt.
Jedes Mal, wenn ich den anderen Untersetzer benutzte, trauerte ich kurz um den verlorenen zweiten. Der, der noch da war, wurde so zu einer ständigen Mahnung daran, dass Erinnern immer auch bedeutet, dass irgendetwas nicht (mehr) da ist.
Eines Tages tauchte der verloren geglaubte Untersetzer überraschend irgendwo zwischen anderen Dingen wieder auf. Selten habe ich mich so gefreut, einen Gegenstand wiederzufinden. Und wenige Dinge erfüllen mich mit einer so intensiven Freude über früher gelebtes Leben wie der tägliche Anblick der beiden Untersetzer auf meinen Tisch.
Anmerkung: Eine erste Version dieses Textes habe ich im Frühjahr 2017 auf meiner Ello-Seite veröffentlicht, die ich aber seit Monaten nicht mehr pflege.
Der ist noch richtig gut in Schuss! Trotz Deines großen Teekonsums und entsprechender Kannenbelastung… 😉
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[…] muss jetzt gerade sein. Ich habe gerade gesehen, dass die ZEIT auf ihrem Instragam-Account meinen ersten Blogpost von dem anderen Blog veröffentlicht hat, den mit dem […]
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